Als ich letzte Woche meine alte Heimat besuchte und am BER das erste Mal als Gast landete, entdeckte ich meine Geburtsstadt noch mal mit ganz neuen Augen. Am Flughafen suchte ich nach dem richtigen Ticket Schalter, um mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt zu meiner Freundin zu fahren. Am Automaten fragte mich ein sympathisch aussehender Mann, ob ich wüßte, wie das funktioniere und welches Ticket er benötigen würde.
Wir kamen ins Gespräch und stellten fest, dass wir erstmal den gleichen Weg hatten. Ich erzählte von meiner Auswanderung und von meinen beruflichen Projekten. Durch das, was er beruflich tut und durch großes, privates Interesse am Yoga stiegen wir während unserer Fahrt durch Berlin immer tiefer in die spannenden Themen des Lebens ein.
Vermutlich waren wir mehr fokussiert auf unser Gespräch als auf den Fahrtweg. Deshalb fuhren wir versehentlich mit der S-Bahn in die falsche Richtung. Nach Norden anstatt nach Süden. Wir wollten dies schnellstmöglich korrigieren durch das Umsteigen in eine andere U Bahn Linie, doch dort herrschte Schienen-Ersatzverkehr….
Da standen wir nun: beide mit unserem kleinen Handgepäck und jeweils den Handys in der Hand und suchten nach Lösungen. Zum Ärger vieler anderer standen wir allerdings dabei mitten im Weg eines hoch frequentierten Bahnsteigs. Die Menschen strömten um uns herum und dann sagte mein Begleiter so wundervoll: „Weißt du Scarlett, geradeaus kann jeder, die Kurven sind das Spannende.“
Das wiederum erinnerte mich an einen Satz, den ich vor Jahren mal aufgeschnappt und innerlich abgespeichert hatte, weil er für mich so wohltuend entspannend ist. Er lautet: Liebe deine Umwege.
In meinem Leben war vieles nicht gradlinig, manches auch recht holprig. Ich hatte mir aber irgendwie immer ein unbedachtes und unkompliziertes Leben gewünscht. Doch das stellte sich eben bei mir nicht so recht ein.
Beruflich wie privat ging ich einige Schleifen, manchmal sogar Irrwege und dunkle Pfade. Was ich dabei aber tat war: Ich gab nicht auf! Ich lief immer weiter, auch wenn nicht immer sofort ersichtlich wurde, wo das alles hinführen sollte. Und ich lernte dadurch extrem viel!
Ich lernte mich selbst gut kennen. Ich lernte mich zu akzeptieren und letztlich auch zu mögen und zu lieben. Ich lernte, mit anderen geduldig zu sein, sanftmütig und friedvoll zu bleiben, egal welcher Sturm gerade tobt. Ich lernte zu vergeben und zu verzeihen. Und immer wieder aufzustehen und weiterzumachen.
Es gibt noch so vieles mehr, was ich alles durch meine Umwege erfahren durfte. Vor allem aber haben sich dadurch meine Wahrnehmung und mein Bewusstsein verfeinert. Und dafür liebe ich meine Umwege. Ich liebe mein Leben, so wie es ist. Hundertprozentig. Mit jeder Woge, mit jeder Welle. Alles passiert aus gutem Grund.
Fühlst du dich manchmal etwas verloren und orientierungslos auf deinem Lebensweg? Gibt es Lebensbereiche bei dir, bei denen der Weg gar nicht mehr richtig ersichtlich ist? Hast du auch viele vermeintlich unnötige Extrarunden und Lektionen vom Leben erteilt bekommen?
Ich möchte dir sagen: das alles hat einen Sinn. Lerne auch du deine Umwege zu verstehen und dann auch lieben zu lernen. Hundertprozentig. Wenn du magst unterstütze ich dich sehr gern dabei. Manchmal läuft sich das Lebens-Labyrinth leichter zu zweit.
Apropos zu zweit: Da fällt mir wieder mein netter Begleiter aus Berlin ein: wir haben dann letztlich unseren Weg gefunden, sind entspannt die Umwege gefahren. Ich denke, wir beide waren dankbar für unsere Extratour durch Berlin mit intensiven Erkenntnissen, was es bedeutet hundertprozentig am Leben zu sein. Jeder Augenblick ist etwas besonderes, wenn wir ihn dazu machen.
Ärgere dich nicht, verzweifle nicht und gib vor allem nicht auf, wenn es mal ein paar Extrameilen zu bewältigen gibt. Es ist DEIN HUNDERTPROZENT LEBEN.
Danke, lieber Felix, für unser Gespräch und deine Begleitung quer durch Berlin.