Die Welt, wie sie sich uns tagtäglich da draussen zeigt, kann in vielerlei Hinsicht furchteinflössend sein: Junge Piloten fliegen sich und andere absichtlich in den Tod, Terror, Kriege, Infektionskrankheiten, Krebserkrankungen, Umweltzerstörung, einsame und verlorene Menschen, hungrige Kinder, Armut und Ungerechtigkeit. Und dennoch möchte ich es versuchen, einen Perspektiv-Wechsel vorzuschlagen. Denn das Beklagen, Befürchten, Jammern und Fäusteballen bringt uns nicht weiter. Was aber würde einen echten Unterschied machen? Kann Liebe den Unterschied machen? Ich denke ja. Liebe kann die entscheidende Wendung bringen. Und jeder einzelne kann mit kleinen Veränderungen Grosses bewirken. Hier sind fünf Möglichkeiten, wie wir vieles zum Positiven wenden können. Und damit der Welt helfen können, zu einem besseren Ort zu werden.
1. Liebe über Angst und Schrecken
Unsere Kinder denken schon im frühen Alter, dass sie nicht liebenswert und wertvoll sind, wenn sie nicht die genügende Leistung bringen. Leistung ist der Massstab und wenn diese nicht erbracht wird, wird man zum Loser. Ausserdem sind die allgegenwärtigen Nachrichten voller schrecklicher, ängstigender Meldungen. Ich vermute deshalb, dass viele Kinder Angst vor der Zukunft haben. Sie verstecken sich vielleicht hinter Coolness oder Rowdytum, weil sie oft genug gelernt haben, dass es nicht gilt, vermeintliche Schwäche zu zeigen. Liebe ist aber keine Schwäche. Es ist die kräftigste, machtvollste und positivste Energie, die es gibt.
Vermutlich zu wenige Erwachsene haben Liebe (früher) selbst erfahren und Eltern erzählen den Kindern vielleicht zu selten, von der strahlenden und liebevollen Seite unserer Welt. Doch Liebe ist die wichtigste Nahrung. Sie nährt uns von Grund auf – egal ob Kind, Jugendlicher, junger Erwachsener oder Senior. Angst ist immer dort am Grössten, wo es an Vertrauen und Liebe mangelt.
Wir können uns fragen, ob das, was wir da generell sehen, spüren und wahrnehmen in unserer Welt, auf dem Boden der Liebe entstanden ist oder aus Angst.
Wir haben jederzeit die Möglichkeit uns für die Liebe und gegen die Angst zu entscheiden. Die Liebe liegt nur einen Gedanken weit entfernt neben all dem, was uns frustriert, deprimiert, schockiert, wütend macht und beängstigt.
Ich meine damit keine Augenwischerei und auch keine rosarote Brille, die wir uns nur aufsetzen müssen. Nein. Natürlich liegt viel Kraft und Wahrheit im Annehmen, von dem, was da ist. Und manchmal müssen wir, bevor wir uns für die Liebe entscheiden können, der Wut und der Angst ins Auge schauen. Aber auch hier kann Liebe schon anwesend sein. Sie kann der treue Begleiter durch die Angst sein.
Auch wenn wir Prinzipien wie Ahimsa (yogisches Gebot der Gewaltlosigkeit) leben wollen, müssen wir uns zu allererst darüber klar werden, dass Emotionen wie Hass, Aggression und Wut erstmal da sind. Das ist durch und durch menschlich. Wenn wir sie negieren, werden wir krank. Sie nur zu unterdrücken, um dann vermeintlich liebevoll und gewaltlos zu sein, bringt uns nicht weiter. Aber wir können diese unruhigen Emotionen in uns nach und nach heilen. Dies geschieht im ersten Schritt im Gewahrwerden und in der Annahme. Danach können wir Schritt für Schritt, Schicht um Schicht, Liebe ins Dunkle weben. Das ist ein langer Prozess, aber er lohnt sich.
2. Sei die Veränderung
Einer meiner Leitsprüche ist: „Sei selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen möchtest.“ Diese Aussage ist berühmt und stammt vom grossen Meister Gandhi. Das heisst also, dass ich das, was ich in dieser Welt sehen möchte, am Besten schon selbst lebe und verkörpere.
Wenn wir unseren Fokus auf all das Negative legen, dann sind wir negativ. Wenn wir den Fokus auf das Schöne und Positive legen, dann sind wir gut und haben eine positive Ausstrahlung, die ansteckt. Wir sind das, was wir gern in dieser Welt sehen wollen. Wir können sie aktiv mit gestalten. Ändere dich und du änderst das Universum!
3. Reduziere deine Bewertungen
Ein beliebtes Zitat von mir lautet: „Wenn du einen Menschen beurteilst, hast du keine Zeit mehr ihn zu lieben“ (Mutter Teresa). Leider wird uns aber von klein auf genau das Gegenteil beigebracht. Schon Kleinkinder wissen von gut und böse, brav und unartig. Und in der Schule bekommen wir nur Noten für unsere Leistungen, selten aber für Loyalität, Rücksichtnahme, Mitgefühl und vor allem Bewertungsfreiheit.
Bewertungen geben im positiven Sinn Orientierung. Schulnoten sagen dem Kind: „ich bin in Mathe sehr gut, befriedigend oder mangelhaft“. Die Frage nach dem „wo stehe ich mit meinen Mathe-Kenntnissen?“ wird dadurch beantwortet. Doch lieben und anerkennen wir Kinder (und auch jeden anderen) nur, wenn sie brav, artig und klug sind? Mögen wir sie nur wenn sie ein Zeugnis voller Einsen haben? Lieben wir unseren Partner/ unsere Partnerin nur, wenn er/sie das tut, was ich möchte? Ich hoffe doch nicht!
Belassen wir doch die Bewertungen dort, wo sie sinnvoll sind. Und nehmen sie aber gleichzeitig aus zwischenmenschlichen Begegnungen, Freundschaften und Beziehungen heraus.
Die Liebe zeigt sich immer ganzheitlich. Wir mögen und lieben doch an unseren Kindern und auch an anderen Menschen nicht nur bestimmte Aspekte, sondern wir lieben sie doch im besten Fall „mit allem drum und dran“. So sollte es zumindest sein. Man nennt dies auch bedingungslose Liebe.
4. Fühlen statt denken
Schattenseite des Informationszeitalters ist es, dass wir meistens mit unserem Kopf (den Gedanken) unterwegs sind. Wir denken mehr, als dass wir fühlen. Vielleicht haben wir jenseits des Sachlich-Informativen schon angefangen, über uns nachzudenken und unser Verhalten zu reflektieren. Das ist gut. Und ein sehr entscheidender, wichtiger, erster Schritt. Aber ich meine, wir können noch weitergehen.
Lernen wir wieder, richtig tief zu empfinden. Uns selbst zu spüren und das Leben an sich in seiner Gänze. Fühlen wir unsere Gefühle und unseren Körper wieder ganz intensiv. Und das, ohne anschliessend gleich eine niederschmetternde Bewertung dessen folgen zu lassen. Lernen wir, auch uns selbst bedingungslos zu begegnen und zu lieben (siehe oben). Suchen wir wieder Zugang zu unserem Gefühlszentrum (dem Herzen) und zu unserer Intuition.
Anfangs ist es vielleicht schwierig bis befremdlich, schmerzhaft oder seltsam. Und vielleicht gilt es vieles zu heilen, was wir Jahre oder gar Jahrzehnte weggebunkert haben. Aber wollen wir wirklich etwas verändern, dann müssen wir Liebe in diese dunklen Ecken unseres Seins schicken. Yoga und Meditation können hier übrigens sehr unterstützend sein.
5. Dranbleiben
Das ist vielleicht der wichtigste Punkt. Auf dem Weg zum „Liebenden“ und zum „Weltverbesserer“ muss man beharrlich bleiben. Das ist nicht mit einigen wenigen Übungen getan, sondern es verlangt von uns immer und immer wieder Aufmerksamkeit. Wir müssen uns wieder und wieder bewusst dazu entscheiden und sollten bereit sein, durch Täler zu gehen, bevor wir den Gipfel sehen können.
Lass uns also beginnen. Und vergiss auf deinem Weg nicht, dass Liebe immer schon da ist. Sie ist dein Wegbegleiter in allem. Liebe ist deine „Hundert“ von den Hundertprozent-Leben. Vielleicht steigst du mal wieder auf dein Fahrrad oder gehst zu Fuss raus in die Natur und du wirst sie sehen – die Liebe. Sie ist überall. Hundertprozentig!