Aufgrund eines schweren Schicksalsschlags suchte ich schon im Teenageralter nach Möglichkeiten, das Un-Ausdrückliche zum Ausdruck zu bringen. Das Schreiben war für mich in vielem Therapie und Heilung zugleich. Es war der Weg für mich, meine Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Ein gewisses Talent meinte meine damalige Deutschlehrerin in mir zu erkennen und meldete mich kurzerhand zur Förderung junger Autoren an. Meine Texte, die dort entstanden, wurden veröffentlicht. Und ich bekam einen kurzen Fernsehauftritt und ein Interview über junge Nachwuchstalente in Berlin.
Doch mit dem jungen Erwachsenensein rückte das Schreiben immer mehr in den Hintergrund. Ausbildung und Studium kosteten Zeit und Aufmerksamkeit. Im Beruf konnte ich glücklicherweise von Anfang an meine Schreib-Kompetenz nutzen und damit sogar Geld verdienen. Ab und zu beschlich mich aber auch die Sehnsucht, Gefühle und nicht nur Fakten in Worte zu kleiden und ich schrieb wieder Texte, Gedichte und Geschichten.
In unzähligen Briefen an Freunde und geliebte Menschen konnte ich mich am besten finden und ausdrücken. Eine (Brief)-Freundschaft zu einem Mönch eröffnete mir durch das Schreiben an ihn wieder ganzen Zugang zur Quelle meiner Gefühle: mein tiefer Glaube und die intensive Liebe, die ich in meinem Herzen empfinde. Ich ahnte, dass das Schreiben nun mehr als nur ein Hobby in meinem Leben werden sollte.
Vor einigen Jahren, nach einem weiteren traurigen Schicksalsschlag, hörte ich eine Stimme tief in mir drinnen, die mich ausdrücklich aufforderte zu schreiben. „Schreibe! Schreibe!“ sagte diese innere Stimme und: „helfe den Menschen dadurch, ihr Herz zu öffnen“. Ich ignorierte das weitere zwei Jahre, spürte aber, dass ich gegen meine Aufgabe lebte. Ich schrieb zwar hin und wieder, aber schnell verdrängte ich die tiefe Bedeutung, die ich dem Schreiben eigentlich in meinem Leben geben sollte.
Nach einer weiteren großen Enttäuschung und ganz nach der Weisheit, dass Krisen immer auch ein Segen sind, platzte dann der Schreib-Hemm-Knoten.
Nirgendwo fand und finde ich mehr Trost und Mut, im Leben weiter voranzuschreiten, als durch das Schreiben.
Wenn ich es nicht pflege, verliere ich meine eigene Mitte und meinen Zugang zu meinem Inneren. Leider passiert das unter Stress und Druck noch viel zu oft. Aber ich schreibe diese Zeilen nicht nur für dich, sondern und vor allem auch für mich, als liebevollen Reminder dran zu bleiben, an dem was mir wichtig ist und was mir ein großes Bedürfnis ist: mich auszudrücken. Aus dem Herzen, über die Worte, in die Welt. Für mein hundertprozentiges Leben.
Was ist Dir wichtig und wertvoll? Finde es raus! Pflege es und lebe es.
Für Dein hundertprozentiges Leben.