Kennst du das? Man denkt und fühlt immer wieder, in zwar verschiedenen Abwandlungen, aber dennoch gleich über alte Kränkungen und Verletzungen nach. Und vielleicht schlimmer noch: Wir werfen sie uns darüber hinaus noch gegenseitig vor und zerstören damit gegebenenfalls die Basis für vertrauensvolle Beziehungen. Warum können oder wollen wir das eigentlich nicht loslassen/ sein lassen?
Probleme wiederkäuen
Indem wir immer wieder innerlich oder ausgesprochen unsere Verletzungen „wiederkäuen“, können wir weder in der Gegenwart leben, noch inneren Frieden entwickeln. Wir leben förmlich in dem was vergangen ist. Wir beleben es immer und immer wieder, indem wir es in unser tägliches Denken und Fühlen lassen. Das erzeugt eine ganze Menge Unruhe. Und wir geben uns und anderen Menschen keine Chance auf Vergebung und Frieden.
Der innere Raum unserer Verletzungen
Ich finde den Vergleich mit einem Museums-Besuch eigentlich ganz treffend. Stell dir vor, du betrittst einen Raum, der voller Regale ist, die bis oben hin mit Büchern, Schachteln und Kisten voll gestellt sind. Dies ist der Raum deiner Verletzungen und Kränkungen, vielleicht auch deiner Fehler, die du dir selbst nicht verzeihen kannst.
Wenn du diesen Raum nicht nur einmalig betrittst, um dir oder anderen zu vergeben, sondern ihn immer wieder aufsuchst, könnte man von einem Museums-Besuch sprechen. Das Eintrittsgeld entspricht deiner Lebenszeit. Und du atmest viel Verstaubtes ein. Es hindert dich zudem daran, dich auf Neues wirklich einzulassen.
Manchmal nehmen wir sogar Freunde, Verwandte oder unseren Partner dorthin mit. Wir stehen vor den Regalen, ziehen einzelne Bücher hervor oder Kisten voller Zeugs. Und dann schimpfen wir, wüten, schlagen wild um uns oder brechen in Tränen aus.
Nicht-Loslassen können
Warum aber können wir diese Bücher, Kisten und Schachteln nicht einfach wegwerfen oder den Raum nicht wieder aufsuchen? Ich denke, weil er uns so vertraut ist und uns Halt gibt, wenn wir uns nicht verstanden fühlen. Und es ist allemal leichter, jemandem anderen (oder der Situation) die Schuld an der Misere zu geben, als sich selbst zu verändern.
Genauso verhält es sich mit unsren Gedanken. Sie wiederholen sich. Wir sind gewohnt auf bestimmte Weise über uns selbst und die anderen zu denken. Manchmal sind dies sogar tief sitzende Glaubenssätze und daraus resultierende innere Überzeugungen.
Wir müssen diese Mechanismen durchschauen. Vor allem, weil sie uns davon abhalten, frei und glücklich zu sein. Denn indem wir auf bestimmte, vorgefasste Weise über uns oder andere denken, beurteilen wir uns beziehungsweise sie vorschnell und auch diese Menschen können in unseren Augen und Herzen nicht mehr frei sein.
Kontrolliere deine Gedanken
Um einen Schritt in Richtung positiver Veränderung zu gehen, egal ob dies nur uns betrifft oder andere mit einbezieht: Wir müssen anfangen, uns selbst zuzuhören, was wir da den ganzen lieben langen Tag so denken. Da ist so viel gedanklicher Müll. So viel Verurteilung, Bewertung, Abwertung uns selbst und anderen gegenüber.
Oft wünschen wir uns Veränderungen im Außen. Hierzu müssen wir aber zwangsläufig bei uns im Innern und mit unseren Gedanken anfangen. Sagen wir endlich innerlich „Stopp“, wenn wir heimlich über uns selbst hasserfüllte Gedanken denken oder andere für unser Schicksal verantwortlich machen.
Wer sagt denn, dass wir perfekt sein müssen?! Sag der vermeintlichen Superfrau, dem ersehnten Supermann in dir adieu und sei einfach du selbst. Denk vor allem achtsam über dich. Denk grundsätzlich gut. Gesteh auch allen anderen Schwächen und Fehler zu.
Und hören wir auf, ständig nach einem „warum“ zu fragen, um das Vergangene zu verstehen. Manches liegt jenseits unseres Verstehens. Lassen wir es gehen, ob wir es nun verstanden haben oder nicht. Vergangenes ist vergangen.
Gedanken-Detox – eine Übung
Setz dich bequem und dennoch möglichst aufrecht hin. Das kann auf dem Boden, einem Meditationskissen oder auf einem Stuhl sein. Schliesse deine Augen. Und richte deine Aufmerksamkeit zu deiner Atmung hin. Spüre, wie sich durch die Atmung der Körper sanft hebt und senkt. Verweile hier einen Augenblick.
Vermutlich kommen nach einigen Momenten wie von selbst Gedanken, die dich „woanders“ hinbringen wollen. Lass es zu, aber bleib dabei in der Position des aufmerksamen Beobachters. Wo trägt es dich hin? Hattest du mit jemandem Streit und ärgerst dich noch darüber? Oder bist du wütend über dich selbst, weil du nicht dem hohen Anspruch an dich selbst entsprichst? Halte hier inne und durchschaue deine Gedankenmuster. Spult es sich immer und immer wieder auf die gleiche Weise ab? Willkommen im Museum deiner Verletzungen.
Stell dir innerlich diesen Raum vor. Schau dir die Gegenstände in diesem Raum an. Ist dort viel Gerümpel, schlechte Luft und wenig Licht? Dann mach dich bereit zum Ausmisten. Öffne die Fenster, lüfte. Und dann trage alles hinaus, was hier nicht mehr gebraucht wird. Stell dein inneres Licht nicht mehr länger unter den Scheffel. Sondern stell es auf den Leuchter, damit alle es sehen können (vgl. Matth.5,1). Verwandle dein Museum der Verletzungen in einen Palast deines Seins und des Lichts, der Vergebung und der Liebe. Fühl dich be-freit. Fühl dich frei.
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Ab jetzt wird jeder, der in deinen Gedanken-Palast eintreten möchte (jeder einzelne Gedanke) überprüft, ob er sich als alt verstaubter Bandit hinein schummeln möchte. Achte auf deine Gedanken. Sie können Segen sein, genauso wie ein Fluch. Kontrolliere deine Gedanken, auch diejenigen, die du über andere Menschen denkst. Für ein hundertprozentiges Leben im Hier und Jetzt. Für glückliche, zwischenmenschliche Beziehungen. Befreit durch die Kraft der „richtigen“ Gedanken. Lassen wir los, was hinter uns liegt. Verabschieden wir uns von falschen Erwartungen an andere, an uns selbst und das Leben an sich. Erst dann kann alles hundertprozentig sein. Die Kräfte, die hier wirken sind Vergebung und Liebe.
Lass das Licht leuchten, welches dir und mir entspricht.